Projekte im Web sollten stets zwei Anforderungen genügen: sie sollten zum einen in sich geschlossen sein, d.h. dem Anwender im Web-Browser als ein erkennbar geschlossenes Ganzes erscheinen; zum anderen sollten sie aber auch der Tatsache Rechnung tragen, dass sie Teil einer weltweiten Plattform sind, in der es auch andere Projekte gibt, und vor allem die Möglichkeit zu thematisch sinnvollen Verweisen auf andere Projekte.
Nicht wenige Leute suchen mit ihren Homepages im Netz den schnellen Erfolg oder zumindest die tiefe Bewunderung der Seitenbesucher vor ihren Programmierheldentaten. Nachdem sie dabei in tagelanger Qual irgendwelches Zeug für Layout und Effekte zusammengeklaut haben, ohne sich um Inhalte zu kümmern, überfallen sie schließlich einschlägige Foren mit der Frage, wie sie ihren Quelltext vor den Augen der Besucher schützen können. Aber so funktioniert das Web nun mal nicht, und glücklicherweise bestraft sich dort jeder, der nur profitieren will, ohne etwas zu geben, selbst.
Es gibt zwar kein Patentrezept für gelungene und erfolgreiche Web-Projekte, aber es gibt mittlerweile durchaus Erfahrungswerte und Empfehlungen für benutzerfreundliches und nutzbringendes Publizieren im Web. Der Erfolg muss auch nicht immer im direkten Geldfluss liegen. Ein, zwei interessante neue Kontakte, die sich im Lauf der Zeit über ein Web-Projekt ergeben, können viel mehr "einbringen" als mit Werbe-Bannern zugekleisterte Seiten, deren Anbieter nur in Klickraten denkt. Und schließlich kann eine Homepage auch einfach nur Spaß machen.
Im Web präsent sein, heißt "in" sein. Aber belanglose Werbung oder Allerweltsinformation bringen weder dem Web noch Ihrem Geldbeutel etwas. Das Web braucht Juwelen, um eine Sensation zu bleiben. Und Juwelen sind teuer. Eigentlich können nur Besessene so viel aufbringen.
Dieser Abschnitt fasst die Überlegungen zusammen, die Sie sich im Vorfeld eines Projekts anstellen sollten. Denn klare Konzepte und überlegtes Vorgehen sind schon mal der erste Schritt für ein gutes Projekt.
Beispiele für mögliche Ziele eines Projekts:
Diese Liste mit Beispielen will zeigen, dass es erstens sehr unterschiedliche Ziele eines Webprojektes geben und dass auch ein und derselbe Anbieter von Web-Seiten unterschiedliche Ziele verfolgen kann.
Wichtig ist, dass Sie sich in der Konzeptphase eines Web-Projekts über das oder die Ziele des Projekts im klaren werden, und dass Sie dem Anwender, der Ihre Seiten aufruft, gleich zu Beginn (auf der Einstiegsseite) klar machen, welches Ihre Ziele sind. Das kann explizit geschehen durch Sätze wie: "XY begrüßt Sie. Auf diesen Seiten stellen wir uns und unsere innovative Technik vor usw.", oder "Light your fire and feel free to loose yourself into this hyperspace". Es kann aber auch durch die Aufmachung der Startseite geschehen. So vermittelt eine neutral aufgebaute Startseite (ohne Hintergrundbilder, animierte Grafiken, JavaScript usw.) wissenschaftliche Seriosität; eine gestylte, aber überlegen statische Seite suggeriert beim Anwender häufig eine große, etablierte Firma oder Institution oder ein Projekt von monumentalen Ausmaßen. Eine poppige, nach Aufmerksamkeit schreiende Seite dagegen verrät eine kleine, werbende Firma oder ein freakiges, nicht ganz so ernst zu nehmendes Projekt.
Genauso wichtig wie eine Zielsetzung ist es, die Zielgruppe zu bestimmen, die durch das Projekt angesprochen werden soll. Mögliche Zielgruppen sind z.B.:
Natürlich können Sie versuchen, alle Besucher Ihrer Web-Seiten zufrieden zu stellen. Das wird allerdings ziemlich schwer, und es besteht die Gefahr, dass Sie niemanden so richtig zufrieden stellen. Besser ist es, sich vorzustellen, wie bestimmte Leute, die auf Ihre Web-Seiten stoßen, sofort ein Lesezeichen darauf setzen, weil sie gleich erkennen, dass dies Seiten sind, die mit ihren eigenen Interessen, ihrem Wissensdurst, ihrer Lebensart oder ihren Wünschen, Gedanken und Hoffnungen zu tun haben. Es gibt beispielsweise Web-Seiten, auf denen Betroffene über eine nicht alltägliche Krankheit berichten, unter der sie leiden. Wer nun selbst von dieser Krankheit betroffen ist, im Web nach Informationen darüber sucht und auf diese Seiten stößt, wird sie verschlingen, und sie werden ihm viel bedeuten. Solche Seiten haben eine ziemlich eingeschränkte Zielgruppe, aber dafür sind sie für ihre Zielgruppe Gold wert.
Ebenso wie die Zielvorgabe Ihres Projekts sollte dem Anwender auch die adressierte Zielgruppe klargemacht werden. Dazu eignen sich explizite Sätze wie: "Allen Fahrradsüchtigen bieten wir auf diesen Seiten technische Neuigkeiten und Tourenvorschläge". Aber auch die Aufmachung der Startseite selektiert das Publikum. Dabei hängt allerdings viel vom Zusammenspiel der Elemente ab. Ein dunkler Sternenhimmel als Hintergrundbild spricht joystickverliebte Cybernauten ebenso an wie entrückte Esoteriker. Erst die Vordergrundsymbolik (z.B. grelle Strahlen aus Laserwaffen, die ein Monster treffen, oder wehender weißer Schleier, der auf eine Pyramide zufliegt) sorgt in solchen Fällen für intuitiv klare Verhältnisse.
Vor allem, wenn Sie im Web etwas verkaufen oder mit einer Idee erfolgreich sein wollen, sollten Sie bereits in der ersten Planungsphase herausfinden, ob es zu dieser Idee schon etwas gibt im Web, und wenn ja, was und mit welchem Erfolg. Überlegen Sie sich zu diesem Zweck ein paar einschlägige Stichwörter, die Ihr Projekt charakterisieren. Suchen Sie nach diesen Stichwörtern in großen Suchmaschinen.
Werten Sie die Suchergebnisse nach folgenden Kriterien aus:
Anfänger unterliegen häufig dem Irrglauben, ein "geiles Layout" oder ein paar tolle Gimmicks würden ein Web-Projekt interessant machen. Die Erfahrung zeigt das Gegenteil: Anwender besuchen neue, fremde Web-Projekte normalerweise nicht, weil sie ganz besoffen sind aus lauter Vorfreude auf viel buntes Zeug am Bildschirm, sondern weil sie etwas ganz Bestimmtes suchen und das aufgesuchte Projekt als aussichtsreichen Kandidaten für ihr Anliegen auserkoren haben. Solche Besucher erwarten zwar durchaus ein ansprechendes Layout, aber in erster Linie wollen sie möglichst schnell ihr Ziel erreichen. Das Ziel aber ist nicht das "Betrachten" und "Verweilen" auf Ihren Seiten, sondern meistens ein inhaltliches. Die Besucher wollen Informationen. Auch wenn es ein elektronischer Shop ist, wollen die meisten Besucher mehr über Produkte erfahren als nur Artikelnamen und Preise. Und selbst wenn es einfach eine private Homepage ist, wollen die Besucher etwas über Sie, Ihre Gedanken usw. erfahren. Das Web ist in erster Linie ein Informationen vermittelndes Medium, und dem sollten Web-Projekte Rechnung tragen.
Doch Inhalte zu erstellen ist aufwendig, Inhalte zu pflegen und zu aktualisieren nicht minder. Dazu ist redaktionelle Arbeit erforderlich. Viele, die im Web publizieren, sind zuvor noch nie oder nur am Rande mit redaktionellen Tätigkeiten in Berührung gekommen. Der anfängliche Leitspruch des W3-Konsortiums "Everyone's a publisher!" beinhaltet eben nicht nur die verlockenden neuen technischen Möglichkeiten, ein Publikum zu erreichen, sondern auch die ganze Arbeit eines "Publishers", die damit verbunden ist. Die Textarbeit wird viel zu häufig gegenüber dem Programmieraufwand eines Web-Projekts unterschätzt. Und genau aus diesem Grund scheitern viele sehr gut programmierte Web-Projekte.
Im Planungsstadium eines Web-Projekts müssen Sie sich deshalb unbedingt Gedanken machen über folgende Punkte:
Der Kostenaufwand eines Web-Projekts verteilt sich auf folgende Bereiche:
In allen Fällen handelt es sich um Zeitaufwand, der nicht zu unterschätzen ist. Wenn Sie aus Begeisterung oder als Hobbyist arbeiten, werden Sie die Formel Zeit=Geld nicht so sehr empfinden, aber wenn Sie kommerziell arbeiten, müssen Sie für alle drei genannten Bereiche Kalkulationen anstellen.
Wenn Sie Geld für das Projekt investieren müssen, sind folgende Abwägungen wichtig:
Bei kommerziellen Web-Projekten ist es mittlerweile meist so, dass die erste Erstellung als Auftragsarbeit an Web-Agenturen vergeben wird. Die laufende Pflege der Inhalte einer solchen Web-Agentur zu überlassen hat sich dagegen als unrentabel erwiesen. Das bedeutet: bei der Auftragsvergabe müssen bereits Regelungen getroffen werden, wie Sie als Auftraggeber anschließend das Projekt inhaltlich pflegen können. Immer häufiger verlangen Auftraggeber von den Web-Agenturen deshalb die Implementierung eines so genannten Content Management Systems (CMS). Ein solches System erlaubt web-technisch unerfahrenen, aber inhaltlich kompetenten und redaktionell verantwortlichen Mitarbeitern des Auftraggebers, über eine anwenderfreundliche Internet-Schnittstelle (häufig web-basierte Lösungen) neue Inhalte in das Projekt einzuarbeiten. Es gibt fertige Software-Lösungen für CMS, aber oft werden auch individuelle Lösungen programmiert. Professionelle CMS-Software beinhaltet gegenüber einfachen Lösungen Features wie "Redaktionsvorstufe" und "endgültiges Freischalten durch die Redaktionsleitung" usw.
Im Link-Verzeichnis des Online-Angebots von SELFHTML aktuell finden Sie Verweise zum Thema "Content Management Systeme":
WWW-Links: Content-Management-Systeme
Egal ob Sie ein privates oder ein professionelles Web-Projekt planen - eines sollten Sie in jedem Fall tun: sich Termine setzen. Denn ohne selbst gesetzte Termine wird ein Projekt nie fertig. Die Termine sollten allerdings realistisch sein. Ein Termin, der nicht zu halten ist, ist nicht mehr wert als kein Termin. Für einfache Projekte reicht eine schlichte "Deadline". Bei komplexeren Projekten, an deren Realisierung mehrere Hände oder unabhängige Parteien arbeiten, ist möglicherweise Terminkoordinierung mit Hilfe von Projektplanungs-Software erforderlich, ähnlich wie bei Produktrealisierungen oder Bauprojekten.
Gleichzeitig stellt sich die Frage nach einer Vorankündigung. Häufig wird ein Domain-Name reserviert, sobald eine Projektidee geboren ist. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Aber nach kurzer Weile steht dann der angemietete Speicherplatz im Web zur Verfügung, und die Adresse ist öffentlich aufrufbar. In dieser Phase neigen viele Heißsporne dazu, irgendwelche prahlerischen Vorankündigungen zu veröffentlichen, mit lustigen animierten Baustellenschildern oder moderneren Flash-Trailern versehen, und das Ganze wird dann sogleich in allen bekannten Suchmaschinen angemeldet.
Vorankündigungen können unter bestimmten Umständen sinnvoll sein, so etwa, um auf eine neu reservierte Marke schon mal vorab hinzuweisen. In den meisten Fällen aber sind Vorankündigungen ein Ärgernis. Die Suchmaschinen werden auf solchen Seiten mit unnützem Müll gefüttert, und Besucher, die den Anbieter nicht kennen, werden sich kaum von dessen großspurigen Ankündigungen beeindrucken lassen. Stattdessen klicken sie genervt weg, sobald sie begriffen haben, dass da nur wieder einer dieser Prahlheinis am Werk ist.
Vorankündigungen sollten so sein wie das geplante Web-Projekt: fundiert, informationsorientiert und benutzerfreundlich. Also keine sinnlosen Animationen, die Ladezeit verursachen, und stattdessen ein paar oder mehr Sätze über das geplante Projekt.
Ein Web-Projekt besteht aus wenigstens einigen, oft aus vielen, manchmal aus unzähligen Web-Seiten. Je mehr Seiten und zugehörige Dateien das Projekt enthält, desto wichtiger wird eine schriftliche Fixierung der Datei- bzw. Verweisstruktur. Aber auch bei kleinen Projekten, die nur aus wenigen Seiten bestehen, sollten Sie sich vorher überlegen, was auf welche Seite gehört, und wie die Seiten vernetzt werden sollen.
Denken Sie stets daran, dass das Web ein Hypertext-Medium ist. Hypertext zwingt Sie nicht zu bestimmten Formen. Hypertext ist ein nichtlineares Medium. Der Anwender soll nicht der Reihe nach lesen, sondern auswählen, was ihn interessiert. Das ist eine große Freiheit, birgt jedoch zugleich die Gefahr des "lost in hyperspace" - Gefühls.
Die meisten Anwender im Web sind keine erfahrenen Hypertext-Piloten. Bei Projekten, die aus mehr als einer Handvoll Seiten bestehen, sollten Sie deshalb versuchen, dem Anwender eine "Metapher" zu bieten, an die er sich halten kann. Mögliche Metaphern:
Sobald der Anwender Ihre beabsichtigte Metapher erkennt, kann er sich eine "räumliche Vorstellung" Ihres Projekts machen. Das ist eine ganz wichtige Sache, die Sympathie des Anwenders gegenüber dem Projekt hängt tatsächlich zum großen Teil davon ab, ob er diesen Aha-Effekt hat oder nicht.
Genauso wichtig wie ein Gliederungskonzept ist ein Corporate-Design-Konzept. Das bedeutet, dass alle Dateien, die zu einem Projekt gehören, ein optisch einheitliches Bild bieten, damit der Anwender intuitiv erkennt, dass er sich noch im gleichen Projekt befindet. Corporate Design stellen Sie her, indem Sie bestimmte Gestaltungselemente bei jeder Datei des Projekts wieder verwenden. Das können sein:
Corporate Design suggeriert Geschlossenheit. Besonders bei kommerziellen Projekten, also bei Firmen, die sich vorstellen oder direkt etwas anbieten, vermittelt Corporate Design dem Anwender das Gefühl, es mit erfahrenen Profis zu tun zu haben.
Corporate Design ist etwas anderes als Web-Design. Aber Web-Design muss die Faktoren, die das Corporate Design vorgibt, im Design von Layout, Navigation, Textformatierung usw. berücksichtigen. Gerade wenn Sie eine Fremdbeauftragung anstreben, ist es wichtig, dem Auftragnehmer genaue Vorgaben zum Corporate Design zu machen. Hören Sie aber andererseits auch auf mögliche Einwände. Corporate Design darf nicht die Ergonomie beim "Anwenden" der Seiten beeinträchtigen.
Über gutes und schlechtes, richtiges und falsches Web-Design wird in Fachkreisen endlos diskutiert. Die folgenden Regeln fassen wichtige Punkte zusammen:
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